Leseprobe
Hintergründe

 

Goweli - Die unbefleckte Empfängnis

Nachdem Goweli 1 veröffentlicht war, hatte ich mir selbst ein paar Wochen Schreibpause verordnet. Das hatte mehrere Gründe: Zum Einen waren meine Akkus leer und schrien nach einer neuen Füllung, zum Anderen wollte ich einen Abstand zum letzten Engel gewinnen, um in der zweiten Episode mit einer neuen, unabhängigen Geschichte aufzuwarten.
Im Juni 2007 war es dann soweit. Ich stellte erste Überlegungen an, wie Goweli 2 aussehen könnte, machte Notizen zum Plot und schrieb einen Klappentext und einen Prolog. Sehr bald war mir klar, dass der Titel von Goweli 2 ‚Die unbefleckte Empfängnis‘ lauten würde, ein Titel, der sehr gut mit dem letzten Engel harmonierte. Hieß doch das Experiment, das die Ursache für all die Verwicklungen in Goweli 1 darstellte, VIRGIN – Die unbefleckte Empfängnis. Ein guter Übergang also, der sich nahezu perfekt in den Bogen der gesamten Goweli-Trilogie einfügte.
Die Plot verdichtete sich und die Protagonistin Neenah entstand vor meinem geistigen Auge. Eine Novizin, die durch mystische Ereignisse mehr und mehr in den Wahnsinn getrieben wird. Sie wird gejagt und hat keine Ahnung warum. Christine, ebenfalls Novizin und ihre Freundin, wird ermordet und es gibt diese Zeitspanne in der Nacht des Mordes, in der ihre Erinnerung wie weggewischt scheint. Mark Grimley wird auf den ausgesprochen brutalen Mord angesetzt und entdeckt gleich zu Beginn etwas sehr Sonderbares.
Der Einstieg war also gefunden und es dauerte nicht lange, bis der Plot ausgearbeitet war. Plötzlich tauchte eine Idee in meinem Gehirn auf. Zwei Erzählstränge, einer in der Gegenwart mit Neenah, und einer in der Zukunft, mit einem Protagonisten, der für den Leser anfangs geheimnisvoll sein sollte und erst ganz zum Schluss das Rätsel um seine Person lüftet. Das gefiel mir, und es wurde Joshua ins Leben gerufen. Ein Detective in einer dreißig Jahre entfernten Zukunft, der den Mord an einem Mann aufklären muss. Er sucht den Mörder und stößt auf ein Geheimnis, dessen Ursprung sich dreißig Jahre in der Vergangenheit befindet. Die beiden Erzählstränge scheinen zu Beginn völlig unabhängig voneinander zu sein, nähern sich aber von Kapitel zu Kapitel an, bis schließlich klar wird, dass beide Erzählstränge einander bedingen.
Der Plot war soweit fertig und mein Blick fiel auf eine Notiz, die ich mir zu Beginn meiner Überlegungen in mein Notizbuch geschrieben habe. Sie lautete: ‚Mark bekommt einen Partner. Eine doofe Nuss, wie sie im Buche steht!!!‘ Ich musste schmunzeln. Mark Grimley, dem Einzelkämpfer, wird ein Praktikant zugewiesen. Und es entstand Humphrey, ein Western-Fan, der Mark vergöttert, der unbedingt so sein will wie der Indianer, der teilweise in einem Western lebt und sich die eine oder andere Szene vor seinem geistigen Auge vorstellt. Ein Träumer, mit Wortwitz und Mut, der Marks Ablehnung wegsteckt und nicht aufgibt, bis schließlich der Moment kommt, als er Mark von seinen Fähigkeiten überzeugen kann.
Mein Güte! War Humphrey zu Beginn als Kasperle konzipiert gewesen, der unfreiwillig komisch wirkt, so mauserte er sich beim Plotten sehr schnell zu meinem absoluten Liebling. Ein witziger Streber, der mit seinem Namen hadert, der in jeder Situation ... Ach was! Das werden Sie sicher selbst herausfinden wollen. Ich liebe diesen Kerl und überlege, ob es in Episode 3 ein Plätzchen für Humphrey geben kann. Wir werden sehen ...
Der Plot wurde überarbeitet, wieder und wieder. Aber das Ende wollte und wollte nicht funktionieren. Es erschien mir zu einfach, zu trivial, zu wenig Ronelli. Es war das Ende eines Abenteuerromans. Showdown mit viel Feuer, Schießereien, Pathos ... und aus. Nein, es musste ein anderes Ende her. Ein Ende, das zu Episode 3 weiterleiten würde, das vollkommen unvorhersehbar ist. Und hier kamen mir die beiden Erzählstränge zu Hilfe. In einem der Stränge löst sich alles auf und zwar so, das der Leser den Kopf schütteln wird, weil es derart einfach ist, derart klar und er es die ganze Zeit schon vor Augen hatte. Das gefiel mir und kurz darauf hatte ich meinen Schluss, einen Ronelli-Schluss, wie ich ihn mir gewünscht habe.
Der Plot war also fertig und die Recherche konnte beginnen. Wie in Goweli 1 gab es natürlich auch in diesem Roman einige Elemente, die auf Tatsachen beruhen.
In einem ‚früheren Leben‘ war ich sehr an Nostradamus interessiert, seine Prophezeiungen in diesem bekannten Buch „Die Prophezeiungen des M. Michel Nostradamus‘ hatten es mir angetan. Und wie es der Zufall wollte, stieß ich auf einen Einstieg in seinen Versen, der durchaus als erstaunlich bezeichnet werden konnte. Entdeckte ich doch Hinweise auf Zeitreisen, Indizien, die man durchaus dahingehend interpretieren konnte, dass Nostradamus Informationen aus der Zukunft zugespielt wurden. Ich packte also meine Arbeiten aus der damaligen Zeit aus und wurde einmal mehr von diesem Nostradamus-Fieber gepackt. Lange Diskussionen mit meinem Bruder Tom folgten. Die Theorie wurde von ihm verifiziert und wir stießen auf weitere Informationen, Verweise, Geheimnisse, Bestätigungen unserer Thesen. Auch an dieser Stelle möchte ich wieder einmal meinem Bruder danken, für die vielen Stunden, die er mit mir und meinen Ideen verbracht hat, und mir eine große Hilfe war.
Ein Problem bescherte mir allerdings das Kloster der Heiligen Jungfrau. Hatte ich in Teil 1 ein Franziskanerkloster zur Verfügung, das es real in Washington gab, so stieß ich trotz intensiver Suche auf kein Kloster, das meinen Vorstellungen entsprach. Was blieb mir also anderes übrig, als selbst ein Kloster zu entwerfen? Bald hatte ich Skizzen gezeichnet und auch im Stadtplan von Washington D.C. einen ‚Bauplatz‘ für das Kloster gefunden. Bezeichnender Weise führt eine Straße mit dem Namen ‚Abbeyroad‘ in ein Waldstück nördlich von Washington D.C., wo dieses Kloster auch einen adäquaten Platz gefunden hatte. Wo dieses virtuelle Kloster steht, kann man anhand der Koordinaten, die im Buch angeführt sind, leicht herausfinden. Sie werden feststellen, dass sich an diesem Platz eine gigantische Lichtung in diesem Waldstück befindet und Sie werden mir sicher zustimmen, dass dieser Platz prädestiniert für unser Kloster wäre.
Die Recherchen machten gute Fortschritte, Stück für Stück des Plots fanden ihren Platz in der realen Welt, Nachforschungen beim FBI, und in der Literatur stellten sich als erfolgreich heraus, und Themen wie das Philadelphiaprojekt und das Montaukprojekt fügten sich in die Geschichte ein, als hätten die Verschwörungstheoretiker dieser Welt ihre Theorien nur für mich entworfen. Danke!
Im September 2007 waren die Recherchen abgeschlossen und ich schrieb die ersten Szenen des neuen Romans. Schon auf den ersten Seiten war klar in welche Richtung diese Geschichte – in Bezug auf Atmosphäre, Erzähltempo, Stil, ... – gehen würde. Ich schrieb langsamer, war sparsamer mit Metaphern und Vergleiche, und verzichtete auf Personifizierungen der Körperteile (bis auf ein paar wenige Ausnahmen). Die Protagonisten entwickelten sich weiter, begannen zu leben, hatten ihren Dickkopf, der es mir unmöglich machte, den ursprünglichen Plot einzuhalten. Eine Erfahrung, die ich schon von Goweli 1 kannte, und die mich daher nicht weiter beunruhigte. Meine ersten Ergebnisse schickte ich sofort an meine Testleser, die mir bescheinigten auf dem richtigen Weg zu sein. Das motivierte mich und ich schrieb und schrieb. Der Roman begann Formen anzunehmen.
Im Februar 2008 war es dann soweit. Ich tippte das Wort Ende unter das Manuskript. Keinen Tag zu früh, da der Verlag schon sehnsüchtig auf Teil 2 wartete. Das Feedback der Testleser war gut, deren Anmerkungen wurden umgesetzt und Ende Februar ging das Manuskript zum Lektorat des Verlags. Es folgte eine harte aber motivierte Arbeit am Text, Szenen wurden umgeschrieben, Dialoge geändert, der eine oder andere Ronelli ergänzt und Mitte April 2008 sandte ich den Vermerk ‚Druckfreigabe‘ an den Verlag.
Ja, ich denke, es ist ein guter Roman geworden, laut Testleser und Lektorat ausgesprochen spannend und geheimnisvoll, das Ende unvorhersehbar, und – Zitat: – „wie bei Ronelli üblich, auf höchstem logischen Niveau“. Also aufmerksam lesen, sonst bleiben Fragen offen!
Ach ja, eine Anmerkung noch. Entgegen der Ankündigungen in dem einen oder anderen Leseforum werden in Teil 2 Mercy Brightman und Ron Kramer nicht dabei sein. Das hat einen einfachen Grund – sie haben sich ja am Ende von Teil 1 in diesem Einkaufszentrum eben erst getroffen und sind gerade dabei sich kennenzulernen. Und wer Mercy und Ron kennt, der weiß ja, wie schwierig das sein wird. Die beiden hatten also keine Zeit für ein weiteres Abenteuer. Abgesehen davon widerspricht es dem Konzept von Goweli, dem eine tiefere Absicht innewohnt, die ausnahmslos mit Mark Grimley zusammenhängt und die der Leser nach Goweli 3 hoffentlich verstehen wird.
Ich bin gespannt, wie die Leser auf Goweli 2 reagieren werden, erwarte zitternd die ersten Rezensionen. Also halten Sie mir die Daumen, dass die Verkaufszahlen stimmen und dass alle Leser das Erscheinen der dritten und letzten Episode kaum erwarten werden können. Jene Episode, in der das Geheimnis gelüftet wird. Das Geheimnis um Goweli, dem Buch, mit der Geschichte ohne Anfang und ohne Ende.